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16.07.2016: Tough Mudder Herrmannsburg

Bode-Runners begleichen offene Rechnung

Genau ein Jahr lag der legendäre Tough Mudder Matschlauf nun zurück. Ein Jahr Zeit um in sich zu gehen, nachzufühlen und möglicherweise noch härter daraufhin zu trainieren. Während die Männer damals den „Everest“ mit Bravur erklimmen konnten, scheiterten Sylvia Köhn und Sabine Börner am letzten Hindernis des fast 20 Kilometer langen Parcours. Somit stand der Start im norddeutschen Hermannsburg (Landkreis Celle) erneut auf dem Plan der Bode-Runners der Gaensefurther Sportbewegung und erneut konnten neun Weggefährten für den Kampf mit dem Matsch begeistert werden.

Die über 11.000 startberechtigten Teilnehmer verteilten sich auf zwei Veranstaltungstage. Eingeheizt durch die Warm-up-Kommandos des unermüdlichen Animateurs und eingeschworen auf ein Teamerlebnis der Superlative, setzte sich alle 20 Minuten eine Startwelle von 300 Muddern in Bewegung. "Seid ihr bereit?" "Ja!" dröhnte der Chor und zu „Eye of the tiger“ von Survivor verschwanden die Läufer inmitten bunter Nebelschwaden. Im lockeren Laufschritt ging es über weiche Wald- und Wiesenwege der Lüneburger Heide, bereit für das was da nun kommen sollte. Die Zeit spielte dabei keine Rolle. Spaß haben, den inneren Schweinehund besiegen, Grenzen austesten, gemeinsam die Hindernisse bestehen und am Ende als vereintes Team über die Ziellinie laufen. Ein ehrgeiziges Vorhaben, dessen Finale bis zum Schluss spannend bleiben sollte.

Berührungsängste mit dem Matsch wurden gleich mit dem ersten Hindernis aus der Welt geschafft. Um das Haupt nicht mit dem Stacheldraht zu verletzen, wurde der Körper im klassischen Kriechgang lieber ordentlich durch den Schlamm gezogen. Ein Peeling für Knie und Unterarme gab es gleich gratis dazu. So schön zurechtgemacht, galt es die erste drei Meter hohe Spundwand zu überwinden. Geschafft! Oje, da folgte gleich die nächste Wand. Doch das Neuner-Team aus Staßfurter und Hamburger Muddern, das sich so zusammengestellt noch nie ausgetestet hatte, funktionierte ausgesprochen gut. Einheitlich gekleidet, war die Gruppe immer wieder schnell ausfindig zu machen. Nach jedem Hindernis klatschten die Gefährten zufrieden ab. Arme anwinkeln und los, auf zur nächsten Herausforderung! Und spätestens danach sollte auch der letzte Mudder wach gewesen sein, denn über eine Rutsche ging es direkt in ein Becken mit vier Grad kaltem Eiswasser. Das blanke Entsetzen stand den Auftauchenden im Gesicht geschrieben, doch sofort nach dem hastigen Verlassen der dunklen Eisbrühe wich dieser Gesichtsausdruck der blanken Freude. Schnell noch ein Erinnerungsfoto, denn von der nächsten Schikane hallte bereits undefinierbares Gekreische herüber. Nun stauten sich die Mudders sehr, denn am Tarzan-Swinger dauerte es nicht nur aus Sicherheitsgründen länger, so einige entschieden sich auch für den Rückzug und verließen die drei Meter hohe Absprungrampe wieder. Mit mulmigen Bauchgefühl harte das Runners-Team geduldig aus. Fast eine Stunde mit nassen Klamotten und kalt werdenden Gliedern, eine Art Hindernis für die Psyche. „Wer nicht hüpft, der ist kein Mudder, hey hey!“ sprangen sich die Wartenden im Takt die Kälte aus den Gliedern. Endlich an der Reihe, musste der eiserne Griff eines Pendels angesprungen werden. Daran festgeklammert und mit viel Schwung galt es eine Glocke zu erreichen um ihr mit dem Schlag Geläut zu entlocken. Es war nicht schlimm wenn das nur wenigen gelang. Allein der Mut dort zu springen und erneut in tiefes, kaltes und schlammiges Dreckwasser einzutauchen, sorgte für einen ausgeglichenen Adrenalinspiegel und zauberte den Auftauchenden ein breites Lächeln in die Gesichter. Nach drei Stunden Power kam dann an der Hangelanlage die Aufforderung, doch nicht dumm rumzuhängen. Wer sich nicht durchbeißen konnte, landete mal wieder im Wasser. Überhaupt schien der Vorrat an Schlammlöchern nicht abzureißen. Da war doch das Baumstämme schleppen oder der Huckepack-Parcours eine willkommene Abwechslung. Die glitschige Steilwand war wieder nur mit vereinten Kräften zu bezwingen und stimmte bereits langsam auf den Everest ein. Und dann lag sie vor den Runners, wie genau vor einem Jahr: Diese geschwungene, glitschige, fünf Meter hohe Quarterpipe. Und oben an der Reling spielten sich wahre Dramen ab. Immer wieder rutschten Mudder ab, konnten keine helfenden Hände von oben greifen. Ein neuer, schneller Anlauf, Blick nach oben und wenn die Wand zu steil wurde, mit der letzten Kraft nach oben abstoßen und sich Hände greifen! Bei Börner klappte es im dritten Anlauf. Genug Helfer griffen im richtigen Moment die richtigen Körperteile und zogen das euphorisch jubelnde Frauenzimmer über die Balustrade. Köhn hatte bereits seit einigen Kilometern mit Knieproblemen zu kämpfen und stand nun zu ihrem zweiten Anlauf bereit. „Komm, du schaffst das!“ versuchen die wartenden Hände zu motivieren. Der Anlauf glückte, die Hände griffen und den Mudder trennen nur noch zwei Meter bis zum Finale. Doch dann passiert nichts mehr, kein vor und kein zurück. Keine Kraft zum Ziehen, keine Möglichkeit zum Hochhieven, Sekunden wurden zur Ewigkeit. „Dein Bein, gib mir dein Bein!“ „Lasst mich los, ich schaffe es nicht!“ Aber allen war klar, ein weiteres Mal würde Köhn nicht anlaufen. Von hinten dann ein Mudder aus dem Nichts, er packte mit an und komplettierte die Runners endlich wieder. Was waren das für Glücksmomente! Zusammen überstehen wir auch das letzte Hindernis, den Elektroshocker! In einer Reihe, Hand in Hand und mit lautem Gebrüll als könnte das den Strom beeindrucken, schlängelten sich die neuen Mudder durch die herunterhängenden Weidezaundrähte. Nun folgten die Glückwünsche der Volontäre, die im Ziel alle geschundenen Häupter mit einem Tough Mudder Stirnband krönten. Da auch die Sportbekleidung unterwegs etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde, gab es vom Veranstalter für jeden Mudder ein sauberes Finisher-T-Shirt. Ohne Umwege ging es zum heiß ersehnten Bierstand. Nach 20 Kilometern, 22 Hindernissen und fünf Stunden Wahnsinn war dieser Becher Bier einfach mal der beste Pokal aller Zeiten.

Autorin: Sabine Börner

Fotos: www.tough.olympus.de, Jens-Uwe Börner




Letzte Änderung: 26.07.2016
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