22.07.2009: Norddeutsche Meisterschaften
Die Nähmaschine rattert zur Bestzeit
Dieter Krüger hat es ihnen ganz sicher oft gesagt, gezeigt, erklärt. Aber eine Anwort auf die Frage nach einer Veränderung erhält der Trainer des Schönebecker SC immer nur im Training. " Da geben wir 110 Prozent ", sagt Sebastian Föckler von der Gaensefurther Sportbewegung, der mit Lukas Müller gemeinsam unter Krüger das Sprinten erlernen will. Der Coach wird sich sodann fragen, warum sich die Veränderung nicht auch im Wettbewerb einstellen will, bei den Norddeutschen Meisterschaften in Lübeck wartete man vergeblich auf den raumgreifenden Schritt, vielmehr war es " wieder der Nähmaschinen-Schritt ", mit dem Föckler über die Tartanbahn gezogen ist. Und deshalb ist er " mit den Ergebnissen nicht so zufrieden ", trotz einer geratterten Bestzeit, die er am vergangenen Wochenende in seinen drei Wettbewerben gelaufen ist. Zu einem Finale reichte es nicht für den 17-Jährigen, aber das hatte er auch nicht erwartet.
Erwartet hatte er vielmehr gute Zeiten, Bestzeiten, er wollte angreifen. Über 100 Meter sollte es unter zwölf Sekunden gehen, über 200 Meter unter 25, und über 400 Meter wollte er seine 56 er Bestzeit von der Landesmeisterschaft zumindest bestätigen. Aber der Sprung von sechs Sekunden zur neuen Bestleistung im damaligen Wettbewerb war ein gewaltiger. Föckler strebt dennoch eine 55 er Zeit an – vielleicht schon bei den Bezirksmeisterschaften, die am 12. September im Magdeburger Ernst-Grube-Stadion ausgetragen werden.
In Lübeck absolvierte er die 400 Meter in seiner zweitschnellsten Zeit, die er jemals gelaufen ist. Mit 60, 32 Sekunden kam er auf Rang 22. Er musste in seinem Vorlauf auf Bahn acht, also ganz außen starten. Das ist die ungünstigste Position, die ein Läufer in dieser Disziplin haben kann. Föckler war immer der Gejagte. Die Jäger hatten ihn erst nach 200 Meter erreicht, denn der Staßfurter war unheimlich schnell angegangen – nach 26 Sekunden und der Hälfte des Rennens lag er noch auf Platz zwei. " Aber dann haben sie mich einer nach dem anderen überholt. " Und bei Föckler selbst " ging nichts mehr " – was eine 34 Sekunden im zweiten Abschnitt des Rennens unterstreicht. Es gab nach dem Wettbewerb auch einen Trost. " Selbst mit meiner Bestzeit wäre ich ganz hinten gelandet. " Die Konkurrenz war stark, sehr stark sogar, auch auf den anderen Sprintdistanzen.
Die Meisterschaften hatte für ihn am Sonnabend mit den 100 Metern begonnen. Und " vor dem Start habe ich mich gut gefühlt ", sagt Föckler. Wäre nicht einer schneller aus dem Block abgehoben, dann wäre " der erste Start perfekt gewesen ". So war es aber ein Fehlstart, und den zweiten regelkonformen " habe ich komplett verschlafen ", was natürlich Hundertstel kostet und auf dieser kurzen Distanz zusätzlich blockiert. " Ich werde die fünf Zehntel nicht nur beim Start verloren haben ", vermutet auch Föckler. Eine 12, 48 Sekunden stand am Ende auf der Anzeigetafel.
Im Nähmaschinenschritt ging es am Sonntag zunächst über die 200 Meter weiter. Aber der war schnell genug, um eine neue Bestzeit zu erzielen : 25, 11 Sekunden. An der 24 er Marke hat er also bereits gekratzt. Und noch einmal der Blick zur starken Konkurrenz : Um sich überhaupt für den Zwischenlauf zu qualifizieren, hätte Föckler unter 24 Sekunden bleiben müssen.
Die Leichtathleten haben bis " Jugend trainiert für Olympia " ( 29. August ) und den Bezirksmeisterschaften vorerst frei, aber sicher nicht trainingsfrei. Dieter Krüger wird ihn weiter erklären, den raumgreifenden Schritt. Ab 1. Januar wohl einem Sebastian Föckler im Trikot des Schönebecker SC. Auch Krüger freut sich über die Zusammenarbeit mit den Jungs : " Sie pushen sich gegenseitig. " Nur im Wettkampf fehlen noch zehn Trainingsprozente.
Quelle: Volksstimme vom 22.07.2009