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16.06.2012: 11. EWE-Nordseelauf

Watt für eine Lauferei!

Acht Tage, acht Inseln, acht Läufe - so kann die zurückliegende Woche der sechs Bode-Runners der Gaensefurther Sportbewegung knapp zusammengefasst werden. Unterwegs auf 88 Kilometern durch das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer, nahmen über 450 Tourläufer alles mit, was die Nordsee zu bieten hatte - das gesunde Reizklima mit der ständig anhaltenden frischen Brise, das Watt bei Ebbe und Flut, die Dünen und blühende Salzwiesen und die endlosen Sandstrände mit immer viel zu viel Sand in den Laufschuhen. Im ostfriesischen Städtchen Esens hatten die Bode-Runners mit Lauffreunden aus Halberstadt und Hamburg ihr Quartier bezogen. Von dort aus startete die Gruppe nun jeden Morgen zu einem anderen verträumten Sielhafen. Der organisatorische Aufwand für den Veranstalter war enorm, denn neben den Tourläufern waren auch hunderte von Tagesläufern auf die Inseln zu befördern.

Mit weißen Fährschiffen begann die erste Überfahrt nach Langeoog. Unter dicken Wolken und bei stürmischem Wind sollte der erste Start erfolgten. Doch nicht ohne das Lied „An der Nordseeküste“ – sangen alle im Chor und liefen los. Natürlich gab es zum Einstieg gleich 1,5 Kilometer weichen Sand, aber es war ein wahnsinniges Gefühl sich den Wind zu schnappen und mit ihm davonzufliegen. Petra Becker legte ein ordentliches Tempo vor, Sabine Börner hatte Mühe zu folgen. Nach dem Deich in Richtung Stadt, nahm der Wind einem dann fast den Atem. Egal, die ersten zehn Kilometer waren geschafft. Jens-Uwe Börner verfolgte gespannt die Ergebnisliste, diese brachte Ernüchterung. Größtenteils im ersten Drittel platziert, würde es für die Bode-Runners sehr schwer werden auf einen Podestplatz zu laufen.

Am nächsten Morgen klingelte wie so oft um 5:30 Uhr der Wecker. Mit dem Auto in Emden angekommen, hatten die Läufer auf der Fähre nach Borkum zwei Stunden Zeit zu relaxen. Die bunte Inselbahn brachte alle Teilnehmer in das Borkumer Zentrum und bevor jeder mit seinen Startvorbereitungen begann, staunte man über erste Seehundbänke. Pünktlich zum Startschuss ließ sich auch die Sonne blicken, die von nun an öfter mal vorbeischauen wollte. Auf der neuen Promenade endete die zweite Etappe nach 12 Kilometern unter dem Beifall der vielen Kurgäste.

Spiekeroog begeisterte mit seinen nostalgischen Inselhäuschen, durch das sich schmale Gassen schlängelten. Um ersten Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, stärkte man sich vor dem Start mit einer Ostfriesischen Teezubereitung. Nach einer ordentlichen Erwärmung waren zwei heiße Inselrunden zu absolvieren. 12 Kilometer weiter, machte sich wohl auch beim letzten die Herausforderung auf den gesamten Organismus bemerkbar. Der kurze Abend endete wie immer mit Fischbrötchen, Fußball und Wäsche waschen.

Nun waren alle reif für die Insel! Da nehmen wir mal Wangerooge, die östlichste Ostfriesische Insel. Langsam zog die über 100 Jahre alte Inselbahn die vollbesetzten Waggons durch das flache Land, kein Auto weit und breit. Auf dem Weg zum Startbereich trafen sich viele Läufer in der Inselapotheke wieder. Entspannendes Muskelfluid, Blasenpflaster und Kampferöl waren wohl die Renner. Die Halberstädter Lauffreunde organisierten indes ein Fläschchen Rotwein für danach. Es war wieder heiß, doch der raue Nordseewind kühlte angenehm. 12:30 Uhr Start und diesmal nur 10,6 Kilometer. Es ging hinaus auf die Dünen, endlos gegen den Wind. Da halfen nur ein ordentliches Fischbrötchen und ein Schluck Rotwein, um wieder zu Kräften zu kommen. Geholfen hat`s, der alte Leuchtturm mit seinen 149 Stufen vermittelte letzte Eindrücke von Wangerooge.

Die kürzeste und aufregendste Überfahrt erlebte man am nächsten Tag nach Baltrum. „Seehundbänke backbord voraus!“ Diese Nachricht hielt keinen mehr unter Deck. Auf Baltrum wurden die Nordseeläufer dann mit großen Plakaten begrüßt. Im Infoblatt wies der Veranstalter auf knochenbrecherische Kaninchenlöcher im Dünengelände hin. Die kleinen Gefährten huschten überall vorbei. So flink waren unsere Tourläufer bei weitem nicht mehr. Sylvia Köhn lag in der Gesamtwertung der Altersklassen knapp vor einem Podestplatz, Sabine Börner und Petra Becker pendelten sich auf Platz sechs und acht ein, Petra Kaufmann und Renate Liedtke lagen um den 20. Platz und Jens-Uwe Börner wieder ständig auf Motivsuche, führte zwischenzeitig das Schlusslicht seiner Riege. Susanne Liedtke aus Hamburg hielt als Walker tapfer durch. Die Medaille, welche nur für die komplett gelaufene Tour ausgegeben wurde, war das Ziel. Also Kaninchenlöcher, Achtung – und los ging’s auf 10,6 Kilometer! Heiß war es und so kochte auch die Stimmung an der Laufstrecke fast über. Dabei waren nicht die Kaninchenlöcher das Problem. Weiche Sandwege, teilweise mit Heu abgedeckt, erschwerte das Laufen enorm. Angetrieben von den zahlreichen Zuschauern kam einem bei Runde zwei unweigerlich der Gedanke: „Hoffentlich Balt-rum!“ Aber auch diese Etappe hatte ein Ende und am nächsten Tag fand sich die Gruppe auf Juist wieder.

9,8 Kilometer standen auf dem Programm. Hier hatte der Veranstalter bereits im Vorfeld acht Kilometer Sandstrand versprochen. In Gedanken noch den Sand von Baltrum, gingen die Sportler mit leichten Bauchschmerzen an den Start. Aber bereits nach 200 wackligen Metern war die Wasserkante erreicht und mit der frischen Meeresbrise von der Seite lief es sich herrlich leicht. Durch die zwei Wendepunkte am Strand begegnete sich die große Lauffamilie mehrmals, die Positionen waren genau auszumachen und auch den Walkern konnte man mal einen guten Lauf wünschen. Nachdem auch der weiche Sand wieder hinter den Läufern lag, führte die abschüssige Hauptstraße direkt ins Ziel. Nach dem Duschen war das Schweben im Meerwasser-Erlebnisbad die Belohnung für Körper und Geist. Eine ganz andere Belohnung erlebte Susanne Liedtke dann bei der täglichen Tombola des Veranstalters. Hatte Petra Kaufmann bereits ein „Körperhandtuch“ auf Baltrum gewonnen, freute sich Susanne über den Hauptpreis: Ein Wochenende auf Juist, der schönsten Insel Deutschlands!

Die Streckenlängen stiegen wieder und Norderney lockte mit 11,4 Kilometern. Der Tag war verregnet, die Motivation ging gegen null. Da half vor dem Start nur eine lustige Erwärmung mit Moderator Dominik. Bevor die Strecke in die schützende Inselmitte führte, kämpfte auf der Deichkrone wieder jeder gegen den Wind. Die letzten Kilometer schienen kein Ende zu nehmen. Animateurin Martina, welche jede Strecke der Läufer mit Rassel und aufmunternden Worten begleitete, hatte an diesem Tag eine Menge zu tun. Erschöpft ruhte man eine Stunde auf der Überfahrt nach Norddeich, bevor am Abend noch der Quartierwechsel nach Cuxhaven anstand. Nach gut zwei Stunden Autofahrt war auch dies geschafft. Empfangen wurde die Gruppe von Tina Börner, die sich als inzwischen Hamburger Deern die Schlussetappe durch das Watt nicht entgehen lassen wollte.

Zwei Fährschiffe waren nötig, um die 750 Teilnehmer von Cuxhaven auf die Insel Neuwerk zu schippern. Für die erste Tour klingelte der Wecker bereits um 4:30 Uhr, das hieß lecker Frühstück auf der Fähre. Von einem Seehundbaby auf der Insel empfangen, hatte man nun ausreichend Zeit das Eiland zu erkunden, denn es hieß warten. Warten auf die Ebbe, welche den Lauf zurück nach Cuxhaven möglich machen sollte. Heftige Regenschauer und Gewitter stellten zunächst alles in Frage. Aber gegen 17:00 Uhr, der offiziellen Startzeit, hatte sich der Himmel ausgeregnet und ein letztes Mal erklang die Nordseelauf-Hymne. Der Kampfauftrag ging an Sylvia Köhn. Als einzige von den Gaensefurthern musste sie richtig Tempo machen, denn Platz zwei in der W 30 galt es zu verteidigen. Für alle weiteren Bode-Runners sollte die Gratis-Schlamm-Packung als Spaßlauf enden. Nach gut 800 Metern ging es in die Weite des Watts, welches bis auf zwei Hauptpriele maximal knietief gefüllt war. Angenehm kühl empfanden dies wohl die meisten Läuferbeine, wogegen es sich auf wellenartigen Sandrippen eher unbequem lief. Auf dem letzten Kilometer wurde es noch einmal schwer matschig und mit vereinten Kräften schaffte man auch den letzten Sandberg bis zum Zielbogen mit Moderator Dominik. Im „Stadion am Meer“ wurden sie dann alle gefeiert, Sylvia Köhn strahlte mit ihrem zweiten Platz um die Wette, eine riesige Tourabschlussparty und Auszeichnungen für alle Finisher, getreu dem Motto des Nordseelaufes: „Mach nicht halt - Lauf gegen Gewalt!“ Die Bode-Runners der Gaensefurther Sportbewegung werden nicht Halt machen!

Autorin: Sabine Börner

Fotos: Jens-Uwe Börner (siehe auch Bildergalerien- Link unten)




Letzte Änderung: 30.06.2012
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