18.09.2021: 4. 12-h-Marsch Bernburg-Sandersl.-Aschersl.
Schnell kann jeder!
Bode-Runners der Gaensefurther Sportbewegung probieren sich auf 50 Kilometer langer Wanderung aus
Mit den Worten „Auf die Füße - fertig - los!“ startete letzten Samstag mit mehr als 300 Teilnehmern die vierte Auflage des 12-Stunden-Marschs über 50 Kilometer. Organisiert vom Ballhaus Aschersleben, führte die Route ab Bernburg entlang der Saale einmal quer durch den südöstlichen Salzlandkreis. Die Aktion sollte zum gemeinschaftlichen Wandern animieren und zwei Bode-Runners der Gaensefurther Sportbewegung wollten sich dieser ungewohnten Herausforderung stellen. Jens-Uwe Börner brachte solche Distanzen schon des Öfteren über die Ziellinie, allerdings rennender Weise, nicht im Wanderschritt. Das kann doch nicht so schlimm sein, belächelte er beim Start in Bernburg noch sein Vorhaben und verschwand mit Nancy Bothe im dichten Pulk des Starterfeldes.
Leichter Nieselregen begleitete die Wanderer in den frühen Morgenstunden. Es ging an Gröna vorbei und dann im Gänsemarsch durch den Warmsdorfer Busch, bevor nach geschafften neun Kilometern das Schloss in Plötzkau erklommen wurde. Pappbecher für alle Wanderer ohne mitgebrachter Trinkflasche weckte erste Halluzinationen: Ein warmer Kaffee täte jetzt gut! Träum weiter, es wurde stilles Wasser aufgefüllt und mit Apfel, Banane und Müsliriegel, ging es meist gleich wieder zurück auf die Strecke.
Vom asphaltierten Saale-Radweg meldeten die Füße in ihren Barfußschuhen erste Schmerzreize an Börners Leitzentrale. Was im Laufschritt und auch über weite Distanzen sonst problemlos funktionierte, schien im Wandermodus außer Kraft gesetzt zu sein. Na klar, der Fuß setzt beim Wandern mit den Fersen auf, das hätte der Debütant vorab in kleineren Einheiten trainieren müssen. Da war Bothe mit ihrem Schuhwerk besser vorbereitet und zog unbeirrt Meter um Meter davon. Doch so leicht lässt sich ein Börner nicht abhängen, eine Strategieänderung versprach letztlich das Experiment auch zu Ende zu bringen. Gelaufen wurde auf den weichen Rasenstreifen im gewohnten Vorfußlauf. Waren wieder Wanderer erreicht, folgte ein Fotoshooting, bis es zur nächsten Gruppe vorging. Eine Gans wäre für die Gaensefurther zwar passender gewesen, sorgte bei Kilometer 14 doch eine Ente für Belustigung auf der Strecke. Souverän watschelte sie über eine längere Zeit mit den Wanderern gemeinsam, bevor sie scheinbar ihre Badestelle an der Saale erreicht hatte.
Alsleben, das Starterfeld hatte sich weit auseinandergezogen. Zur Mittagsversorgung gab es Nudeln mit roter Soße in Belleben und wie geil, auch Kaffee! Fast die Hälfte der Strecke war geschafft und erste Pflaster zur Blasenerstversorgung machten die Runde. Börner erkundigte sich lieber nicht nach dem Zustand seiner Füße. Das Koffein entfaltete seine Wirkung und weiter ging es Richtung Sandersleben.
Nun machte es der Veranstalter auch noch besonders spannend, denn die sonst weisenden Richtungspfeile suchte man vergebens und die heruntergeladene App wies den Weg auch nicht genau. Einige nahmen einen Umweg in Kauf, waren sie doch bereits weit weg von der eigentlichen Route, andere fanden nach einem weiteren Kilometer zum Glück den nächsten weisenden Pfeil. Gemeinsames Zwischenziel war die Burg Freckleben, wo es wieder eine Verpflegungsstelle mit Kaffee gab!
In Groß Schierstedt richtete dann die Familie Rockmann an der markanten Kilometermarke 42 ihren eigenen Versorgungsstand ein. „Hier ist Marathon!“, begrüßte Rockmann alle vorbeiziehenden Wanderer mit Zumba Musik und holte sich dabei Unterstützung aus ihren Lautsprecherboxen. „Braucht ihr noch was zu trinken? Müsst ihr mal gepflegt auf die Toilette? Natürlich habe ich einen Regenponcho, komm her und lass die Mama mal machen!“, stülpt sie die Folie über den nassen und erschöpften Männertorso. „Keine acht Kilometer mehr bis Aschersleben Ballhaus, das schafft ihr!“, entlässt Rockmann ihre Schützlinge zurück auf die Strecke. Nicht einer sah ihr an, dass sie selbst bereits ein Drittel der Strecke gewandert war, bevor sie nun alle anderen auf den Zieleinlauf einschwor. Das war auch bitter nötig, denn es hatte wie zum Start in Bernburg wieder angefangen zu regnen.
Der wunderschönen Landschaft im Wipper-Eine-Tal tat das keinen Abbruch, im Gegenteil, hatte der Veranstalter sein Event doch faszinierend anstrengend umschrieben. Dem konnte Bothe nur zustimmen, als sie nach fast zehn Stunden Fußmarsch mit der flachen Hand auf den Buzzer schlug. Wieder hatte es ein Finisher geschafft, dröhnte es laut durch das Foyer des Ballhauses! Kurz darauf schlug auch Börner drauf und weil es so schön war gleich nochmal und nochmal! Dass es so lange gedauert hatte, fand er am schlimmsten. „Schnell kann jeder, aber sooo lange - das war eine große Herausforderung für meine Füße und vor allem für meinen Kopf…
Beide Finisher gönnten sich daheim ein warmes Wannenbad bevor sie keine 24 Stunden später beim vierten Wertungslauf im Läufercup Sachsen-Anhalt in Bad Kösen erneut an den Start gingen.
Autorin: Sabine Börner
Fotos: Jens-Uwe Börner