11.07.2015: Raiffeisen Radmarathon Grieskirchen
Ein Traum erfüllt und die Distanz geknackt
„Quäle deinen Körper, sonst quält er dich!“ Diesem Motto hat sich offenbar der 72-jährige Triathlet Jürgen Eisfeld von der Gaensefurther Sportbewegung verschrieben. Anstatt den wohlverdienten Ruhestand zu genießen und die Beine baumeln zu lassen, steckte der Unersättliche all seine Kraft in die Verwirklichung eines langersehnten Traums: 600 Kilometer in einem 24-Stunden-Radrennen zu knacken. Gut vorbereitet in den Harzer Bergen, bot das beliebte Langstreckenrennen in Grieskirchen optimale Bedingungen für die Umsetzung derartiger Wünsche.
Dem Startschuss in der glühenden Mittagshitze folgte nicht nur der erlösende Fahrtwind, auch die Anspannung der 174 Starter über das 24-Stunden-Rennen löste sich endlich. Nun galt es den eigenen Rhythmus zu finden und die 21,5 Kilometer lange Runde bis zum nächsten Tag immer wieder und möglichst nonstop zu absolvieren. Am Straßenrand hatte sich Ehefrau und Coach Bärbel Eisfeld fürsorglich eingerichtet. Sie verpasste keine Rundendurchfahrt und verordnete ihrem Gatten nach 200 Kilometern und ersten Oberschenkelkrämpfen eine Runde mit dosiertem Tempo. Auf den folgenden Abschnitten rollte es dann wieder und mit der Halbzeit lag Eisfeld gut im beabsichtigten Zeitlimit. Nach der Hitze kam die Dunkelheit. Die Fußsohlen brannten und zu den Genickschmerzen meldete sich nun auch das Gesäß. Doch Eisfeld hatte keine Zeit sich über solche Kleinigkeiten Gedanken zu machen. Vielmehr verlangte die ausgefallene Beleuchtung volle Konzentration. Da bei den Bergab-Passagen durchaus 60 Kilometer pro Stunde erreicht wurden, schloss er sich bis zu den rettenden Ersatzbatterien einer Truppe gut ausgeleuchteter Räder an. Dank hochmotivierter Zuschauer an der Strecke, blieb der befürchtete Sekundenschlaf zum Glück aus. In vollen Zügen wurden die ersten wärmenden Sonnenstrahlen aufgesogen, nur noch sieben Stunden bis zum Ziel! Runde für Runde schmerzten die zehn- bis zwölf-prozentigen Steigungen mehr und auch die Temperatur stieg schnell wieder auf 30 Grad Celsius. Nun war die Aufmunterung durch Coach Bärbel enorm wichtig und die Angabe der Rundenzeiten machte Mut. Eisfeld ließ keine negativen Gedanken zu, allein der Weg war das Ziel! Die erhoffte 6 auf dem Kilometertacho ließ sich bereits erahnen und tatsächlich – mit 602 Kilometern fuhr Eisfeld überglücklich direkt in die Arme seiner wartenden Bärbel. Der Gaensefurther Athlet hatte durchgehalten, 24 Stunden in die Pedale getreten, was für ein Wahnsinn!
Von den 159 männlichen Startern finishte Eisfeld auf Platz 63 gesamt. In der Altersklasse ab M50 belegte der 72-jährige den zwölften Platz von 35 Teilnehmern. Bleibt dem Senior zu wünschen, weiterhin derartige Träume zu haben, um diese dann zu leben.
Autorin: Sabine Börner
Foto: Bärbel Eisfeld