16.08.2013: 41. Radsportwoche Hartberg/ Österreich
Jürgen Eisfeld möchte Jüngere abhängen
Jürgen Eisfeld von der Gaensefurther Sportbewegung nahm im Alter von 70 Jahren an der 41. Weltradsportwoche teil. Dort gewann er acht Pokale.
Jürgen Eisfeld ist 70 Jahre alt. Doch zum alten Eisen zählt er noch lange nicht. Eine Woche lang fand im Österreichischen Hartberg täglich ein anderes Radrennen statt. Eisfeld fuhr in der Altersklasse der 70- bis 75-Jährigen und nahm bereits zum 13. Mal an der Woche teil. Mehr als 2000 Athleten aus über 30 Nationen fahren jedes Jahr bei der traditionellen Veranstaltung. Am ersten Tag wurden im sogenannten "Prolog" die Gelben Trikots für das kommende Rennen ausgefahren. Im ersten Wertungsrennen galt es für Eisfeld, im Straßenrennen eine Strecke von 39 Kilometern zu fahren. Neben seiner Altersklasse nahmen noch zwei weitere Gruppen teil. Darunter waren auch jüngere Fahrer. "Die haben uns natürlich Druck gemacht, aber uns motiviert", so Eisfeld. "Aber sie hatten mehr Dampf." Er habe den Start der ersten Etappe verschlafen. Doch Eisfeld konnte wieder vorne heranfahren und am Ende des ersten Rennens sprang mit einer Zeit von 1:10:16 Stunden der fünfte Platz heraus. Es war ihm anzumerken, dass ihn der verschlafene Start und der fünfte Platz angesichts der Gesamtwertung wurmte.
Im zweiten Rennen, dem sogenannte "Kriterium", ging es also um Wiedergutmachung. Dies gelang ihm auch. Mit einer Zeit von 18:23 Minuten über zwölf Kilometer wurde der Athlet der Gaensefurther Sportbewegung Dritter. An Tag vier stand der Bergsprint an. Die Strecke war 4,3 Kilometer lang und hatte bis zu 13 Prozent Steigung. Für Jürgen Eisfeld sprang bei dieser Etappe der vierte Platz heraus. Er benötigte für den Anstiegssprint 15:31 Minuten.
Die nächste Aufgabe war die schwierigste. Es stand das Straßenrennen an. "Das war der härteste Akt", erklärt Eisfeld. Es galt, eine Strecke von 32 Kilometern mit vier Steigungen zu überwinden. "Der happigste Anstieg betrug zwölf Prozent." An diesem Rennen nahmen neun Fahrer der Altersklasse 70 bis 75 teil. Zwei von ihnen erreichten das Ziel nicht. Mit einer Zeit von 1:12:21 Stunden wurde Eisfeld Vierter.
Am sechsten Tag fand das siebente Rennen statt. Es war erneut ein Straßenrennen. "Dabei hatte ich alles in der Hand, das erste Rennen wieder gut zu machen", so Eisfeld. Er berichtete, dass er seine Konkurrenten hinter sich ließ und führte bis zur Mitte der 41,2 Kilometer langen Strecke das Feld an. "Dann sprang meine Kette ab, ich trat ins Leere und stürzte." Er zog die Kette schnellstmöglich wieder auf, doch er verlor dabei die Führung. Eisfeld nahm es sportlich: "Das gehört dazu." Doch er fand schnell wieder seinen Rhythmus und fuhr mit einer Zeit von 1:09:07 Stunden noch auf Platz drei. Als nächstes stand ein Rundstreckenkurs über 43 Kilometer an. Er benötigte in seinem letzten Einzelrennen 1:17:42 Stunden und wurde erneut Dritter.
Das Einzelzeitfahren sollte das letzte Wertungsrennen für Jürgen Eisfeld sein. Auf einer Strecke von 17,5 Kilometern trennten ihn am Ende nur sechs Sekunden vom zweiten Platz. Er belegte mit 28:02 Minuten den dritten Rang. In der Gesamtwertung sprang für den 70-Jährigen ein starker vierter Platz heraus.
Nachdem Jürgen Eisfeld alle Rennen gefahren war, stand am letzten Tag noch ein Radmarathon an, den er zusammen mit seiner Frau Bärbel im strömenden Regen fuhr. Bärbel Eisfeld wurde dabei mit einer Zeit von 2:41:07 Stunden die schnellste ihrer Altersklasse und holte den neunten Pokal. Jürgen Eisfeld blickte zufrieden auf die Woche zurück. Insgesamt räumte er acht Pokale ab. Dennoch meint der ehrgeizige 70-Jährige, dass er hätte besser sein können, wenn er im ersten Rennen nicht den fünften Platz belegt hätte. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht: "Noch hat sich mein Körper nicht gemeldet." Auch Ehefrau Bärbel hat keine Bedenken. Schließlich haben beide das ganze Leben lang Sport getrieben. "Ich will Jüngere abhängen und mich nicht an der eigenen Altersklasse messen", erklärt Eisfeld. Vom Altern ist also noch nichts zu merken.
Quelle: Volksstimme vom 21.09.2013