24.08.2013: Mädchen-Trainingsgruppe
Laut wird es nie - höchstens beim Lachen
Erfolgreiche Teams im Herren- und Seniorenbereich hat die Abteilung Tennis der Gaensefurther Sportbewegung schon häufiger hervorgebracht. Mit Jugendarbeit hat der Staßfurter Verein dagegen seltener für Schlagzeilen gesorgt. Das soll sich ändern. Unter Coach Bernd Gothe trainieren derzeit dienstags und donnerstags fünf Mädchen, die 2014 in die Punktspiele einsteigen wollen. Ein Trainingsbesuch.
"Die Rückhand sieht schon sehr gut aus. Jetzt auch mal mit der Vorhand genauso." Es vergeht am Donnerstagmorgen kaum ein Ballwechsel, den Bernd Gothe nicht analysiert, lobt oder kritisiert. Der Trainer spricht viel mit seinen Schützlingen, gibt Tipps und streut gelegentlich auch kleine Späße ein. Welche Rolle man von dem 72-Jährigen aber nie zu sehen bekommt, ist die des oberschlauen Lehrmeisters oder Schleifers. "Das hier ist meine Aufgabe. Es macht mir wahnsinnig Spaß", sagt Gothe und man nimmt ihm die Worte ab. Die Chemie zwischen den fünf jungen Damen, ergänzt durch den spielenden "Hahn im Korb", Jörg Glockemann, und dem Trainer scheint optimal zu passen. "Alle sind ehrgeizig. Es gibt hier aber nie ein lautes Wort." Höchstens mal ein lautes Lachen.
Die gute Rückhand gehört übrigens Munise Lehmann. Die 15-Jährige spielte während der Sommersaison noch für den TC Grün-Weiß Aschersleben. In der Jugendbereichsklasse, Staffel Mitte, eroberte sie mit den Juniorinnen U 18 einen Platz im Mittelfeld, spielte selbst an Nummer zwei. Zuvor hatte sie in Bernburg mit dem Tennissport begonnen. "Als ich von der Trainingsgruppe hier in Staßfurt gehört habe, war für mich logisch, dass ich hierher gehe um zu spielen", sagt sie. Denn ob nun Aschersleben oder Staßfurt - als Güstenerin hatte sie die freie Wahl. Dass diese nun auf die Gaensefurther Sportbewegung fiel, hat sie seitdem nicht bereut. "Die Motivation kommt durch den Spaß sagt sie."
Probleme, seine Spielerinnen bei Laune zu halten, hat Trainer Gothe jedenfalls nicht - auch wenn die Gruppe bisher noch nicht im Wettkampfbetrieb steht und demnach nur im Training gegeneinander spielt. "Ziel ist es, im nächsten Jahr mit einer weiblichen Jugend am Spielbetrieb teilzunehmen", blickt Gothe voraus. Der Tennis-Landesverband mache es dem Verein recht einfach, sind doch im Jugendbereich nur zwei Spieler pro Mannschaft vorgesehen. "Problem wird dann eher sein, die anderen drei bei der Stange zu halten, wenn immer nur zwei spielen können." Langfristig solle jedoch auch eine Damenmannschaft aufgebaut werden.
Ein Startplatz darin sollte wohl auch für Anika Skubowius freigehalten werden. "Sie hat schon den ganzen Winter lang in der Halle durchtrainiert, war auch jetzt in den Ferien wieder dabei", sagt Gothe. Wie Carolin Urban sammelte Anika zuvor im entfernt verwandten Badminton Erfahrungen, fühlt sich aber mittlerweile in der Welt der Filzbälle heimisch. Komplettiert wird die Riege durch die beiden Staßfurterinnen Cora Jahns und Johanna Reitmeier. "Johanna hat erst im Juni bei uns angefangen, macht aber schon sehr große Fortschritte", lobt der Trainer.
Neben Gothe gibt derzeit Jörg Glockemann den einzigen männlichen Vertreter in der Trainingsgruppe. Ausnahmsweise trainiert er bei den Mädchen mit. "Im Windschatten der Mädels hat er sich richtig gut entwickelt. Das Training in den Ferien hat ihm sehr gut getan." Eine Handvoll Ballwechsel belegen, dass seine Kolleginnen Jörg voll fordern, von klar verteilten Rollen im "Geschlechterkampf" ist am Donnerstag auf der Anlage nichts zu merken. Üblicherweise kümmern sich Frank Hirschfeld und Norbert Krebs um den männlichen Nachwuchs im Verein, unterstützt werden sie seit neuem von Tim Leopold.
Gothe selbst, im besten Wortsinne ein Staßfurter Tennis-Urgestein, hatte bereits zu DDR-Zeiten das Training übernommen. Nach einem Gastspiel beim PTC Aschersleben kehrte er wieder an die Bode zurück, nachdem sich an den Plätzen und dem Vereinsgrundstück an der Hecklinger Straße viel zum Positiven gewandelt hat. Daraus erwuchs auch die Idee, wieder etwas für den Tennis-Nachwuchs zu tun, der in den vergangenen Jahren etwas brach lag. "Irgendwann hat man mich angesprochen und ich habe Ja gesagt."
Nach dem Ende der Sommersaison geht es während der Wintermonate für das fünfköpfige Team und den Trainer ins ABB-Sportcenter nach Gaensefurth. Dort sollen dann die Grundlagen für das nächste Jahr gelegt werden. "Die Spielerinnen wissen natürlich selbst, dass sie ihre entsprechende Technik noch verbessern müssen. Aber wir haben nunmal ein klares Ziel vor Augen und das lautet: Wettkampfbetrieb." Bis zum Frühjahr 2014 bleibt schließlich auch noch einige Zeit, um an etwaigen Defiziten im Vorhandspiel zu arbeiten.
Quelle: Volksstimme vom 24.08.2013