20.05.2017: 45. GutsMuths Rennsteiglauf Schmiedefeld
Bode-Runners bei der 45. Auflage des Rennsteiglaufes auf allen Strecken dabei
Wenn die Rennsteigläufer am Abend im Festzelt in ihrer Hymne das schönste Ziel der Welt besingen, dann schwärmen sie von Schmiedefeld. Ob der Cross-Trail der Jugend, der Supermarathon mit seinen 73,5 Kilometern, der Marathon, Halbmarathon oder die Wander- und Nordic- Walking-Strecken - der Run auf eine Teilnahme am Rennsteiglauf ist ungebrochen.
Unter der Schirmherrschaft des Thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow konnten im Jubiläumsjahr knapp 15.600 Zieleinläufe registriert werden. Diesen Zuspruch hätte sich die Handvoll Studenten sicher nicht träumen lassen, als sie 1973 zum 1. GutsMuths-Rennsteiglauf aufbrachen. Und viele der Traditionsläufer halten der renommiertesten Laufveranstaltung Deutschlands nach wie vor die Treue. Paul Thüne aus Egeln ist so ein Traditionsläufer. Zusammen mit seiner Frau Karin ist ihnen die Mitgliedschaft im GutsMuths-Rennsteiglaufverein ein innerstes Bedürfnis und natürlich waren sie auch 2017 wieder mit am Start. Thüne, der die langen Strecken am liebsten mag, krönte mit der Marathondistanz bereits seine 33. Teilnahme.
Dagegen feierte Newcomer André Geist von der Gaensefurther Sportbewegung zum allerersten Mal nach 42,2 Kilometer seinen Zieleinlauf in Schmiedefeld. Einen leichten Kurs hatte er sich keineswegs ausgesucht. Nicht umsonst wurde die Königsdisziplin als einer der größten und beliebtesten Crossläufe Europas, bereits zum dritten Mal in Folge zum „Marathon des Jahres“ gekürt. Auch auf der halben Distanz verabschiedeten die Bode-Runners eine Debütantin mit allen guten Wünschen auf die 21,1 Kilometer lange Strecke. Getreu dem Motto nach GutsMuth: „Nicht wurzeln wo wir stehen, Nein, weiterschreiten!“ ging es auf dem Kurs mit über 6.500 Teilnehmern gerade auf den Steigungen oft nur im Schritttempo vorwärts. Inzwischen spricht der Veranstalter von den „Halbmarathon-Festspielen“ und Kathleen Mahler von den Bode-Runners war nun erstmals mit dabei!
Ganz „lange“ dabei waren die Ultraläufer, die bereits frühmorgens um 6:00 Uhr in Eisenach an den Start gingen. Beim hinauslaufen aus der Stadt deutete ein Ortsausgangsschild erbarmungslos auf das 73,5 Kilometer entfernte Schmiedefeld hin. Und als wäre das nicht genug, sollte es für die nächsten 25 Kilometer mit dem Ziel Großer Inselsberg, erst einmal nur bergauf gehen.
Die Ultraläufer hatten sich auf diese Herausforderung mehr oder weniger gut vorbereitet. Nicht immer harmonisierte das zeitaufwendige Training mit Job und Familie und mitunter zerstörten auch Krankheits- oder Verletzungsausfälle den Traum vom großen Finale. War mit dem Erreichen des Großen Inselsbergs das erste Etappenziel geschafft, ging es auf den nächsten 1,3 Kilometern brutal von 916 auf 746 Höhenmetern wieder hinab.
Der aufkommende Hunger wurde an der Verpflegungsstelle "Grenzwiese" traditionell mit Haferschleim besiegt. Es gab aber auch Stullen mit diversen Aufstrichen, Obst, Kuchen und natürlich ausreichend Wasser und warmen Tee. Die Männer aus den Reihen der Bode-Runners konnten der Versuchung nur schwer wiederstehen, war die Erinnerung an heftige Magenprobleme bei der 42. Auflage des Rennsteiglaufes doch noch nicht vergessen. Und überhaupt musste nun langsam Fahrt aufgenommen werden, galt es doch die damalige Zielzeit von 09:16 Stunden zu unterbieten.
Kein Zeitlimit hatten sich Sylvia Köhn und Sabine Börner gesetzt. War Börner mit ihrer Zeit von 08:48 Stunden vor drei Jahren selig, galt bei ihr das Motto genießen, motivieren und ankommen. Bereits mit Übergabe der Startnummer mit den Ziffern „1111“ resümierte sie gelassen: „Das wird mein Lauf!“ Köhn schloss sich gerne den Routiniers an. Bei der Harzquerung über 51 Kilometer hatte sie erste Erfahrungen mit einem Ultralauf gemacht, mehrere Marathons galten der Vorbereitung, alles und allein dafür, diese Strecke durchzuhalten. An der Ebertswiese bei Kilometer 37,5 spürten viele Läufer schon einmal nach. Hier war die Hälfte bereits geschafft, reichte die Kraft aber für den Rest der Strecke? Mit der Verpflegung in der Hand wurde der nächste Berg von vielen nur noch im schnellen Schritt gegangen. Leises Gestöhne und schmerzverzogene Gesichter hielten die Fotografen an der Steigung für die Ewigkeit fest, bevor die Beine wieder im gleichmäßigen Rhythmus laufen konnten.
Mit "Hoher Schorn" auf 850 Metern war dann der dritthöchste Aussichtspunkt der Strecke erreicht. Schnell ein Foto mit Uwe vom Team Frankenwild, denn Uwe war an einem ganz anderen Punkt angekommen. Er wollte schlicht und ergreifend aufgeben, hatte genug gesehen vom Höhenweg des Thüringer Waldes, ihm tat einfach alles weh. Da hatte er aber die Rechnung ohne die Bode-Runners gemacht, die alles daran setzten, ihn wieder auf Trab zu bringen. Die Karawane zog weiter und euphorisch wurde das Kilometerschild „50“ gefeiert!
Für viele Läufer war der Streckenpunkt 54,7 dann eine weitere Kopfsache, denn an der Station Grenzadler bestand die offizielle Möglichkeit den Lauf zu beenden. Busse standen bereit, um diese Läufer aufzunehmen und nach Schmiedefeld zu bringen. Eine gute Option des Veranstalters, so finden die Aktiven, um sich vielleicht an einem Ultra auszuprobieren.
Bei den Gaensefurthern lief alles gut. Katrin Winkler-Hindricks hatte sich erwartungsgemäß mit Dirk Meier ins vordere Feld abgesetzt. Jörg Schäper konnte trotz geringerer Trainingsläufe lange mit den beiden mithalten und fand am Ende sein eigenes Tempo. Jens-Uwe Börner verausgabte sich wie immer auf den ersten 30 Kilometern um genügend Fotos von den Spitzenläufern einzusammeln. Erst dann lies er sich zurückfallen um mit dem Köhn-Börner-Duo den Rest des langen Weges zu bestreiten.
Mit dem Großen Beerberg erreichten die Unersättlichen nach 63 Kilometern den höchsten Streckenpunkt. Von nun an ging es größtenteils bergab, wofür sich der Körper aber auch nicht mehr begeistern konnte. Die Freude und Erleichterung bei den mitgereisten Gefährten war riesengroß, als auch das Trio nach fast zehn Stunden im Freudentaumel auf das schönste Ziel der Welt zulief. Eine Vielzahl von Glückstränen, ganz offensichtlich oder ganz geheim, werden an diesem Tag geflossen sein.
Der letzte Läufer von 2064 Finishern des Supermarathons wurde nach 13:23:28 Stunden registriert. Und Uwe vom Team Frankenwild? Auch er überquerte nach 10:14:29 Stunden überglücklich die Ziellinie und genoss zusammen mit unzähligen Rennsteigfans die anschließende Feier im brodelnden Festzelt.
Autorin: Sabine Börner
Fotos: Jens-Uwe Börner, weitere Bilder folgen.