26.08.2009: 13. Gaensefurther Schlossquellenlauf
Schöner, durch den Wald zu laufen
Alle der 237 Athleten, die Juliane Meyer kennen, blickten respektvoll auf die Läuferin und auf die Zeit von 45 : 56 Minuten, zum ersten Mal also war sie unter 46 Minuten geblieben. Gerechnet hatte sie damit nicht : " Ich dachte, ich laufe vielleicht knapp unter 50 Minuten, aber das ist absolute Bestleistung. " Man kann es wohl so deuten : Das neue Umfeld tut Juliane Meyer gut.
Sie startete noch im vergangenen Jahr unter dem SV Concordia Staßfurt, aber das ist Geschichte, sie ist jetzt Leipzigerin, trainiert zweimal pro Woche bei der SG Olympia, nicht mehr oder weniger intensiv, als sie es in den zurückliegenden Jahren getan hat. Sie studiert Gesundheitsmanagement, sie hat " beinahe einen Vollzeitjob " ganz nebenbei. Meyer ist also völlig ausgelastet, das macht junge Menschen durchaus glücklich. Den Läufercup 2009 führt sie nun an in ihrer Altersklasse, aber sie konzentriert sich vor allem auf die Stadtrangliste Leipzig, auch dort ist sie Erste, der Erfolg im Endklassement naht.
Juliane Meyer hatte in der Vergangenheit immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen, sie war früh in der Saison verletzt, sie stieg spät in die Saison ein. Sie kommt von der Tartanbahn, sie war eine sehr gute 800-Meter-Läuferin, was ihre körperliche Statur entsprechend vermuten lässt. Aber " ich fand es schon immer schöner, durch den Wald zu laufen ", erklärt sie ihren einstigen Wechsel in die Laufgruppe der Bode-Runners. Am liebsten ist ihr ein Halbmarathon, ein Marathon fehlt noch in ihrer Bilanz. Der Wechsel damals hat sich jedenfalls gelohnt. Denn auch diese Zahl lügt nicht : Juliane Meyer belegte den ersten Platz in Gänsefurth unter allen Frauen.
Irgendwie muss es am Wetter oder womöglich tatsächlich an dieser Strecke gelegen haben, dass auch Christoph Lampe von der ZLG Atzendorf, begleitet ins Ziel von Vater Helmut, seine eigentliche Prophezeiung nicht einhielt – sondern zeitlich drunter blieb. " Er hat gesagt, etwa in 1 : 40 Stunden ist er im Ziel ", wusste jedenfalls der Vater zu berichtet, aber Christoph Lampe hatte sich mehr vorgenommen : Die 21 Kilometer absolvierte er also in einer 1 : 36 : 53 Stunden, er wurde damit 21. in der Gesamtwertung, Rang drei erzielte er in seiner Altersklasse M 20. Im Läufercup belegt er hinter Heiko Wendefeuer vom BSV Eickendorf den zweiten Platz. Wie Christoph ist auch Matthias Lampe aus Löderburg begeistert über den Lauf, quasi vor seiner Haustür. In Gänsefurth geht alles familiärer zu als auf anderen Strecken dieses Cups, zumindest für die Lokalmatadoren. Matthias Lampe hat schon lange keinen ernsthaften Lauf mehr bestritten, er schob vielmehr bei der einen oder anderen Veranstaltung den Kinderwagen mit Söhnchen Finn vor sich her, aber Finn war diesmal nicht dabei. " Es war mein erster Wettbewerb seit langem, in dem es um das Tempo ging ", sagte der 36-Jährige. " Der Puls war absolut in Ordnung ", erklärte er sein Gefühl, nicht nur jener, sondern auch die Zeit, die am Ende heraussprang und mit der er entsprechend zufrieden war. Mit 48 : 04 Minuten kam Lampe über elf Kilometer in der Gesamtwertung auf Rang acht, in seiner Altersklasse 35 auf Rang zwei hinter Torsten Blauwitz von der gastgebenden Sportbewegung, der die Distanz in 45 : 30 Minuten absolvierte. Lampe hat sich noch einiges vorgenommen in diesem Jahr, so steht ein Halbmarathon in Wolfsburg am ersten September-Wochenende an, außerdem wird er beim Magdeburger Marathon an den Start gehen. Schnellster Gaensefurther auf war Florian Börner, der A-Jugendliche gewann in 44 : 18 Minuten in seiner Altersklasse, belegte Rang drei in der Gesamtwertung.
Stephan Törmer ist am Montag weitergelaufen – erst beim Training, dann auf der Suche nach dem Handyempfang in seinem Internat am Sportgymnasium Magdeburg, das er seit einem Jahr besucht. Der Hecklinger gewann am Sonnabend den Lauf über die drei Kilometer in 12 : 11 Minuten. Stephan ist inzwischen 14 Jahre jung, und es reifen die Entscheidungen über seine sportliche Zukunft, allmählich entwickelt sich für ihn der Leistungssport zielbewusst. Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften wird er die 1 000 Meter gewohnt angehen, dann kommen die Crossläufe, auch die Landesmeisterschaften darin, Stephan hat einen Titel zu verteidigen. Aber " ich rechne mir nicht viel aus, ich will nur eine gute Zeit laufen ", sagt er. Rechnen gehört bald dazu, denn es deutet sich an, dass er sich künftig auf 400 und 800 Meter spezialisieren wird. 400 Meter, das ist wohl die schwerste, vielleicht gar undankbarste Distanz, die ein Läufer absolvieren muss, gerade für Taktiker wie Stephan Törmer. " Aber mir gefällt die Strecke, gerade auf der Zielgeraden setzt sich bei mir noch einmal Adrenalin frei ", erklärt Stephan seine Steher-Qualitäten, die er unbestritten hat. Die Situation ist auch in einer anderen Hinsicht neu für ihn, zum ersten Mal werden von ihm Normen gefordert, um sich für die Deutschen Jugendmeisterschaften im nächsten Jahr zu qualifizieren. " Bislang hatte ich ja keinen Druck ", weiß Stephan. Nun muss es eine 51 Sekunden über 400, Stephan blieb bislang knapp unter 55 Sekunden, und eine 2 : 00 Minuten über 800 Meter sein. Die 800 Meter haben in der kommenden Saison Priorität, seine bisherige Bestzeit muss er " im konzentrierten Training " um fünf Sekunden unterbieten, will er an den nationalen Titelkämpfen teilnehmen. Die bisher erzielten 2 : 05 Minuten hatte er erreicht in einem Wettbewerb, als sein Trainer Jürgen Eberding von Beginn an volles Tempo gefordert hatte – kein taktisches Geplänkel, Stephan lief vorneweg, zwei Runden lang, alles richtete sich nach seiner Geschwindigkeit. Eigentlich hatte er ein ganz anderes Ziel noch ins Visier genommen : Er wollte den deutschen Rekord über die 1 000 Meter in seiner Altersklasse brechen : Der liegt bei 2 : 33 Minuten, Stephans Bestzeit liegt bei 2 : 41, 11 Minuten, er hat sich in 19 Monaten um 27 Sekunden gesteigert. Aber Stephan winkt ab, an den Rekord denkt er nicht mehr. Da gibt es in Zukunft ganz andere Schweinehunde zu überwinden.
Quelle: Volksstimme vom 26.08.2009