24.07.2010: 4. Hafen-Triathlon Havelberg
Erste 500 Meter sind zum Austoben
Meine Familie, mein Haus – mein Rennrad aus Stahl: In dieser Reihenfolge ist Thomas Vetter aus Hecklingen zum Triathlon gegangen. Gekommen ist er dazu zum Beispiel durch Besuche des Löderburger Sees, wenn die Schützlinge der Gaensefurther Sportbewegung ästhetisch durch die Wellen kraulten, außerdem durch Bekannte wie Torsten Blauwitz, mit dem Vetter als Jugendlicher einst bei der Leichtathletik in Staßfurt trainierte. Am vergangenen Sonnabend hat der 37-Jährige seinen zweiten Wettkampf überhaupt bestritten. Beim 4. Havelberg-Triathlon belegte er im Sprint den achten Rang in der Altersklasse M 35.
Wer jemals selbst auf die schöne Idee mit sportlicher Anstrengung gekommen ist, die drei Elemente zu besiegen, der springt zunächst ins Wasser. Schwimmen flößt dem Athleten immer noch den größten Respekt ein. Und wem dann beim ersten Mal nach 50 Metern die Kraft und die Puste ausgegangen war, dem sei von Thomas Vetter erklärt: "Genauso war das damals." Im Internet hatte er sich über die Trainingskunst dieses Sports kundig gemacht, hatte sich Tipps von einem ehemaligen Schwimmer geholt. Trotzdem ist es beeindruckend, wie sich Vetter steigern konnte nach seinem Debüt beim Gaensefurther Schlossbrunnen-Wettbewerb 2009. "Heute sind die ersten 500 Meter sind zum Austoben, danach schwimme ich 2 000 Meter auf Technik, dann kommen noch ein paar Sprints." Das klingt heftig. Und vor allem: Vetter übt immer mit seinem und gegen seinen Schweinehund. Aufgrund seiner Arbeit ist ein Gruppentraining kaum möglich.
Dabei hat der Hecklinger ja ewig gar keinen Sport getrieben. Als Jugendlicher ist er Bezirksmeister über die 800 Meter geworden. Nach der Wende tat er das, was die Mode eben so gefordert hat: Er ging ins Fitnessstudio. "Es war nicht die Erfüllung." Eine neue Herausforderung war also längst überfällig. Vetter kaufte sich via Internet ein Stahlrad. Und nun "habe ich Blut geleckt", erklärt der 1,72 Meter große Mann. Er wird also im August an den Sprints beim Arendsee-Triathlon und erneut am Löderburger See teilnehmen, die olympische Distanz nimmt er im nächsten Jahr in Angriff. Und während er bei den kommenden Wettkämpfen noch als vereinslos notiert wird, schließt er sich dann den Gaensefurthern an.
Havelberg war perfekt zur Vorbereitung auf die nächsten Sprints, wenngleich die Havel, in die die Athleten nicht vom Ufer aus, sondern bereits auf dem Wasser geschickt wurden, das Reinheitsgebot der Natur schon lange überlebt hat. Die Temperatur betrug zwar "nur" 24 Grad Celsius (Luft: angenehme 21 Grad), dennoch wurde Neopren-Verbot ausgerufen (eigentlich erst ab 25 Grad). Vetter absolvierte die 650 Meter in der guten Zeit von 13:03 Minuten, und nicht nur, weil er kurz nach Steffen Schöler von der Sportbewegung (12:50) aus dem Wasser kam, war er mit dieser Leistung sehr zufrieden. Schöler (35. nach dem Schwimmen) und Blauwitz (22.) hatten einiges auf der Radstrecke (22 Kilometer) zu tun, um das Feld von hinten aufzurollen. Die war vom Höhenprofil "zwar nicht anspruchsvoll", berichtet Schöler, dafür aber "sehr windanfällig". Dennoch hat der 41-Jährige seine steigende Form bestätigen können. Vetter stufte die Strecke als gute Probe für den Gaensefurther Wettbewerb ein, bei dem es ja traditionell immer aus allen Richtung bläst. Für Vetter kein Problem – die Wettkampfstrecke ist zugleich seine Trainingsstrecke.
Zu schaffen machte in Havelberg vielen Startern die abschließenden Laufstrecke über die 6,6 Kilometer, die zunächst alle Starter bergauf führte. Vetter hatte in diesem Element jedenfalls am meisten zu kämpfen,. Eine richtig starke Zeit lief indes Torsten Blauwitz. In 27:31 Minuten absolvierte er die Distanz. Nur vier Athleten waren schneller als der 35-Jährige, der im Gesamtklassement Rang sechs belegte und es in der M 35 auf den zweiten Platz schaffte. Schöler erreichte in der M 40 ebenfalls den zweiten Rang, gleichbedeutend mit Rang 15 insgesamt, und war letztlich begeistert: "Wenn alle Wettkämpfe so gut organisiert wären, würde jedes Athletenherz höher schlagen." Vetter wurde 43. in der Gesamtwertung. Aber Vetter steht auch erst am Anfang.
Quelle: Volksstimme vom 28.07.2010
Foto: Daniel Hübner, Volksstimme