18.11.2018: Ironman Cozumel, Mexiko
Stefanie ist zum zweiten Mal Ironwoman 2018
Diesmal reiste Stefanie Nowak von den Triathleten der Gaensefurther Sportbewegung nach Mexiko. Stefan Berger, ihr Mann, begleitete sie auf der langen Reise und übernahm den technischen Part und natürlich die Fankurve. Mit einem Reiseunternehmen, das schließlich auch das Ziel hat, die Sportler erfolgreich nach Hawaii zu bringen, sollte das große Unterfangen angegangen werden, eine Startberechtigung zu erkämpfen. Bei 30°C Hitze und einer 90%igen Lufttemperatur am Wettkampftag hieß es schon einmal Augen zu und durch für alle Teilnehmer.
Mit ihrer Schwimmzeit in 1:17:55 Stunden war Stefanie noch ziemlich zufrieden. Dann machten aber die Beine dicht. Drei Runden auf der 183km Radstrecke, die ordentlich windanfällig war mit bis zu 30 km/h Stärke, holten die letzten Kräfte aus den Teilnehmern raus. Nach 6:08:44 Stunden kam endlich der Wechsel auf die Marathonstrecke. Hier hieß es jeden Kilometer zu trinken und die drei Runden zu je 14 Kilometer zu überstehen. Die geschwollenen Füße schrien eigentlich nach Abbruch, aber Stefanie quälte sich über ihren langsamsten Marathon in 4:29 Stunden und kam leider nur als vierte Frau ihrer Altersklasse ins Ziel. Drei Amerikanerinnen bekamen die Starts für Hawaii. Leider. Trotzdem Chapeau vom Team!
Autorin: Annegret Wille
Fotos: privat
Trotz Höllenqualen ins Ziel motiviert
Stefanie Nowak von der Gaensefurther Sportbewegung hat den Ironman in Mexiko trotz großer Strapazen gefinisht. Dass die Eggersdorferin dabei ihr großes Ziel verpasste, war beim Zieleinlauf aber nebensächlich.
Die Füße waren geschwollen und voller Blasen. Der Schuh platzte fast aus seinen Nähten. Es war eine furchtbare Pein, die Stefanie Nowak durchlebte. Fast humpelnd ging es über die letzten Kilometer. Als sie das Ziel dann aber vor Augen hatte, war all der Schmerz für einen Moment vergessen. Die Glückshormone schossen durch ihren Körper. Von den kleinen Zehen bis in die Haarspitzen. Über zwölf Stunden war sie unterwegs im Wasser, auf dem Rad und in Laufschuhen. Der Schmerz war fast ständig ihr Begleiter. Doch sie hat es geschafft. Und durfte das Gefühl erleben. Das Gefühl, einen Ironman bewältigt zu haben. 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Alles für diesen Moment. „You are an Ironman, Stefanie Nowak from Eggersdorf“, schallte es durch die Lautsprecher. Und die Sportlerin hatte Gänsehaut. „Es war ein tolles Gefühl, ich war einfach nur erleichtert.“
Doch bis zu diesem Moment war es ein sehr langer Weg für die Triathletin der Gaensefurther Sportbewegung. Am Anfang stand erst einmal der Gedanke. Nach der erfolgreichen Teilnahme an der Challenge Roth, dem ersten Langdistanz- Triathlon von Nowak in diesem Sommer, „habe ich mir in den Kopf gesetzt, irgendwann mal nach Hawaii zur WM zu wollen“. Doch dafür benötigt es eine Qualifikation über einen anderen Ironman- Wettbewerb. Weil es zeitlich passte, hat Nowak dann den Ironman Mexiko auf der Insel Cozumel ins Auge gefasst.
Sie musste den ersten Platz in ihrer Altersklasse erreichen. Das hat die 50-Jährige mit dem vierten Platz zwar knapp verpasst, doch gelohnt hat sich die Reise trotzdem. Es war ein Höhepunkt in ihrer sportlichen Karriere. Und dieser bedurfte natürlich an Vorbereitung. Tägliches Training versteht sich bei Nowak ja von selbst, wenn die Anästhesistin nicht gerade einen 24-Stunden- Dienst ablegen muss. Eine Woche vor dem Wettbewerb ging es für sie und ihren Mann Stefan Berger dann nach Mexiko. Einen ganzen Tag waren sie mit einer Reisegruppe von 20 Triathleten unterwegs, von Frankfurt ging aber immerhin ein Elf-Stunden- Direktflug nach Mexiko. Wie dann die Vorbereitung auf der Insel lief? „Ganz entspannt“, berichtet Nowak. Es ging bei 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit vor allem darum, sich an das Klima zu gewöhnen. Aber klar, es war auch Zeit für Urlaub.
Die Aufregung hielt dann erst Einzug, als es ernst wurde. Einen Tag vor dem Wettbewerb. Einchecken, Startnummer abholen, Beutel für die Wechselzonen abgeben - all das passiert schon einen Tag vorher, weil am Wettkampftag schlichtweg keine Zeit war. Schon die Nacht war kurz. 4.30 Uhr gab es Frühstück am Tag X. „Ich bin erst kurz vorher aufgestanden“, sagt Nowak. Und auch als dann ungefähr drei Stunden später die Sonne aufging und der erste Startschuss ertönte, „war ich nicht so sehr aufgeregt“. Beim rollenden Start ordnete sich Nowak in ihre Gruppe ein und durfte dann nach einem kleinen Sprint in das karibische Meer eintauchen. Doch ein mulmiges Gefühl begleitete sie dabei schon: „Die ganze Woche war die Karibik schön. Doch schon einen Tag zuvor war es s t ü r - misch u n d es gab sehr viele Wellen. Es ging schon das Gerücht um, dass das Schwimmen ausfällt“, erzählte Nowak.
Doch es fand statt. Und auch wenn das Schwimmen nicht ihre liebste Disziplin ist, wollte sie nicht darauf verzichten. Der erste Kilometer wurde dann jedoch zur Tortur. Die Strömung war ungünstig, die Wellen hoch. „Das hab ich so noch nie gehabt“, berichtet die Eggersdorferin, die bei klarem Wasser bis auf den Grund schauen konnte und jeden Stein erkannte. „Ich habe gedacht, ich komme gar nicht von der Stelle.“ Nach 1:17:55 Stunden hatte sie es aber geschafft und war „unter diesen Bedingungen sehr zufrieden, ich war besser, als ich dachte“. Es folgte der Wechsel auf das Rad. Und der Gedanke, dass es entspannt werden könnte, weil ja auf der Insel keinerlei Höhenmeter bewältigt werden mussten, hat sich schnell verflüchtigt. Über das fast 500 Quadratkilometer große Eiland pfiff ein starker Wind mit bis zu 30 Kilometern pro Stunde. Und das holte nach dem anstrengenden Schwimmen die letzten Kraftreserven aus den Athleten. Einige gaben auf, doch Nowak kämpfte unermüdlich weiter und trotzte den Widrigkeiten Doch ihr Körper meldete sich. Ihre Füße sind angeschwollen und bereiteten ihr große Schmerzen. Auch der Ärztin war nicht ganz klar, woran es lag. War es eine Fehlbelastung aufgrund der großen Anstrengung? Spielte auch die Hitze eine Rolle? Fakt war nur: Auf dem Rad und dann auch beim folgenden Marathon wurde der Triathlon für Nowak zum Gedankenkampf. „Ich habe überlegt, aufzugeben“, gibt sie zu. Vor allem beim Laufen „ging es fast gar nicht mehr, solche Schmerzen hatte ich im Wettkampf noch nie“. Doch sie wollte es beweisen. Ihrem Mann. Ihrem Triathlon- Team in der Heimat, von dem es ein großes „Chapeau“ gab. Vor allem aber sich selbst.
Aufgeben kam einfach nicht in Frage. Und so überwogen die positiven Gedanken. „Ich kam ja doch vorwärts und habe mir immer selbst gesagt: So weit ist es nicht mehr.“ Nowak wurde zu ihrer eigenen Motivatorin. Trotz Höllenqualen hat sie sich mit ihren positiven Gedanken ins Ziel getragen. Was ging ihr durch den Kopf, als es auf die letzte Runde ging? „Nur noch 14 Kilometer, das läufst du zuhause doch auf dem linken Bein ab.“ Da sah sie es schon fast als positiv an, dass sie dann auch noch zahlreiche Blasen an den Füßen bekam. „Da hat der eine Schmerz den anderen unterdrückt.“
Mit einer sportlichen aber auch mentalen Glanzleistung hat sie auf dem Rad (6:09:02 Stunden) und beim langsamsten Marathon ihrer sportlichen Laufbahn (4:29:20 Stunden) sogar noch ein paar Plätze gut gemacht. Als sie nach einer halben Stunde erfuhr, dass sie mit einer Gesamtzeit von 12:06:52 Stunden Vierte in ihrer Altersklasse wurde, war sie überrascht. Nowak ist sich sicher: Unter guten Bedingungen hätte sie auf Platz eins landen können.
Die WM-Qualifikation bleibt ihr großes Ziel. Im nächsten Jahr ist die Teilnahme am Ironman Frankfurt geplant. Und wenn es dann wieder nichts wird mit Hawaii, ist Nowak die Ruhe selbst: „Wenn ich fit bleibe, wird es schon irgendwann klappen. Es steigen dann ja einige aus, die Zeit läuft da für einen.“ In Mexiko war die älteste Teilnehmerin 74 Jahre alt. So lange will Nowak nicht warten. Aber nach dieser sehr respektablen Leistung in Mexiko wird sie das sicherlich auch nicht müssen.
Quelle: Volksstimme vom 15.12.2018