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25.06.2022: Erlebnisbericht Ironman Frankfurt

Die Taktik ging auf

Jürgen Genendsch finisht beim Mainova Ironman

Nach ca. 8 Monaten nahezu täglichem Training im Morgengrauen war es endlich soweit, der vorerst letzte Langstrecken-Triathlon meiner Triathlonkarriere stand vor der Tür. Mit Kind und Frau reisten wir am 23.6. 2022 nach Langen bei Frankfurt an, um uns dort mit meinem Cousin, der nur 3 Wochen nach Hamburg ebenfalls starten will, und seiner Frau zu treffen. Logistisch klug lag das Hotel nicht weit vom Schwimmstart am Langener Waldsee entfernt. In abendlichen Selbsthilfegesprächen machten wir uns große Sorgen wegen der Cut-Off-Zeiten (98 km nach 6 h), da unsere Schwimmform noch nie die beste war und es auf dem Rad bei mir maximal einmal zu 112 km im Training gereicht hat, zudem waren die Temperaturen für einen Morgengrauentrainierer und Eisschwimmer wie mich doch recht warm. Außerdem war es bei der Hitze bis kurz vor dem Start nicht klar, ob wir im Neo oder ohne schwimmen durften (mit Neo versprach ich mir einen Zeitvorteil von ca. 15 min). Trotzdem schmiedeten wir Taktiken, es mit dem letzten Funken Hoffnung doch irgendwie zu schaffen (die Taktik lautete: um unser Leben schwimmen und bis Kilometer 98 auf dem Rad die Sau raus lassen). Da sich 90% ja im Kopf entscheidet, hofften wir auf ihn mehr als auf unseren Körper.

Mit der S-Bahn reisten wir am Freitag dann nach Mainhatten und holten mehr oder minder frohen Mutes unsere Startunterlagen ab, unsere Glückszahlen waren 1253 und 1254. Den Samstag verbrachten wir dann am Langener Waldsee, checkten die Schwimmstrecke und gaben die Räder ab- Reifen vollaufgepumpt in der prallen Sonne- no risk, no fun. Zur Sicherheit der Schwimmstrecke waren DLRG und Wasserwacht aus halb Deutschland angereist, wirklich beeindruckend. Der Abend endete in einer unruhigen Nacht.

Am 26.06. hieß es dann 3.30 Uhr Aufstehen, 4.00 Uhr frühstücken gehen und dann 4.45 Uhr Aufbruch zum 3,5 km langen Morgenspaziergang zum Langener Waldsee. Die Temperaturen lagen in der Luft bei 20 °C, es war leicht bedeckt, nahezu windstill. Endlich angekommen erledigten wir letzte Handgriffe in der Wechselzone und hatten Glück, Neo war erlaubt (Wassertemperatur 24,4 °C) und unsere Reifen noch prall. Schnell in den Neo geschlüpft ging es dann zum Schwimmstart. Die Stimmung war bombastisch. 6.57 Uhr ging es für uns beim Rolling Start ins Wasser. Die Schwimmstrecke verlief zunächst 1,5 km mit kurzem australian exit und anschließenden 2,3 km. Mein Schwimmgefühl war recht gut, nur wenig Bedrängnis, nach 1,5 km standen 35 min auf der Uhr, was mich sehr positiv stimmte. Nach 1.32 h für mich unerwartet schnell, beendete ich meine Schwimmperformance und spurtete den Strand bergauf in Richtung Wechselzone. Nach gemütlichen 12 Minuten Wechselzeit ging‘s auf‘s Rad in Richtung Großstadt.

Zunächst noch recht flach, später kamen für einen Harzer noch ein paar hügelige Abschnitte mit 2 Kopfsteinpflasterpassagen („the hell“) hinzu. Insgesamt waren 1600 Höhenmeter zu überwinden. Die Sonne brannte und es wurde immer heißer, so dass ich mich mehrfach mit Wasserflaschen abduschte. Es lief besser als gedacht, der cut off bei 98 km war keine Hürde und wir kamen auch sonst nicht mehr in zeitliche Bedrängnis. Bei meinem Cousin löste sich unglücklicherweise bei Kilometer 130 die Sohle vom Radschuh welches die patenten Helfer vom THW notdürftig mit Paketklebeband reparieren konnten, so dass er es bis zur Wechselzone schaffte.

Nach unendlichen 7.24 h und 182 km durfte ich endlich vom Rad steigen und mich nach „raschen“ 8 Minuten Wechselzeit (Schuhwechsel und Kappe aufsetzen) auf die Socken machen. Jetzt waren 4 Runden zu ca. 10,5 km am Main entlang zu laufen. Es war eine großartige Stimmung von tausenden Zuschauern, die einem kaum zur Ruhe kommen ließen und uns aber dem Ziel immer näher trugen. Mittlerweile waren es um die 30° C, aber der Himmel war zum Glück zunehmend bedeckt. Die Verpflegung an der Strecke war ausgezeichnet und es gab Schwämme ohne Ende, um sich runterzukühlen. Dennoch war mein Weg von einigen gescheiterten Kämpfern gepflastert, die auf Bänken, auf Wiesen und in den Sanizelten lagen. Um dieses Schicksal nicht zu teilen schaltete ich einen Gang runter und bin auf der letzten Runde auch mal passagenweise gegangen. Ca. 500 m vorm Ziel wurde ich von einem Reporter vom Hessischen Rundfunk samt Kameramann aus meinen gedanklichen Zielvorbereitungen gerissen und habe ein kurzes Interview gegeben. Dann war es endlich soweit, ich durfte auf die Zielgerade zum Römerberg abbiegen, kurz vor dem Ziel sah ich noch meine größten Fans jubeln, meine Frau Anja und meinen Sohn Edgar. Nach einem dicken Schmatzer und kurzem Plausch ging es auf die letzten unbeschreiblichen Meter Richtung Ziel und nach 5.07 h Marathon und einer Gesamtzeit von 14.24 h finishte ich überglücklich den IRONMAN Frankfurt. Mein Cousin kam kurz hinter mir ins Ziel… mission completed.

Autor: Jürgen Genendsch

Fotos: Fam. Genendsch




Letzte Änderung: 20.07.2022
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